Von diesem Gedicht gibt es zwei Fassungen – vielleicht auch für andere Autoren interessant, sie zu vergleichen. Die erste stammt aus der Mitte der 80er Jahre, die zweite schrieb ich zwanzig Jahre danach.
Du schöne Einsamkeit
Du stille Stunde
Du ungelebter Sturm
Du unempfangene Wunde
Du fliederduftende Erinnerung
Du ungeteiltes Sehnen
Du Flug im Traum
Du unbedachtes Spiel
Kein Maß hat solches Glück
Kein Planen und kein Ziel.
Traum ist was bleibt
Nur Unerfülltes währt
Die Blüte stirbt
Der Wind bleibt in den Wäldern
Die Straßen stürzen in Vergangenheit
Das Morgen hüllt sich in den Trauerflor
Der Mann gewinnt nicht, was das Kind verlor.
***
Du schöne Einsamkeit
Du stille Stunde
Du weltvergessenes Sein am höchsten Ort
Du lichtumströmte Insel Ohnewunsch
Du Schlaf der Ängste, liebestrunkene Ruh.
Du letztes Ziel.
Du Schweigen in des Wirbels tiefster Mitte
Du Augenlicht der Welt
Bleib noch ein bisschen hier
Und lass die fernsten Galaxien
Als Spielgefährten meiner Träume tanzen
Im kühlen Reigen bis zur Mitternacht.
Du fandest mich – ich hab dich sehr gesucht.