Dankeschön für Hilde

Beim Unterricht mit Schauspielstudenten

Hilde Buchwald an der Berliner Schauspielschule


Als ich für SWR 2 „Leben“ mein Feature „Das leibliche Gedächtnis – wie unser Körper sich erinnert“ produzierte, verdankte ich einiges Hintergrundwissen, vor allem aber eigene Körpererfahrung meiner Bewegungslehrerin am Regieinstitut in den Jahren 1975 bis 1978. Hildegard Buchwald-Wegeleben erweckte in uns Studenten Körpergefühl und Körperbewusstsein. Dass unsere Erinnerung – vor allem die an soziale Interaktion – tief verwurzelt ist und sich durch die Arbeit des Schauspiels auf eindrucksvolle Weise eine eigene Welt auf der Bühne und im Film erschafft, habe ich erst viel später verstanden. Heute führt diese Erkenntnis zu völlig neuen Möglichkeiten in der Psychotherapie.
An solchen Entwicklungen sind immer viele Menschen beteiligt, wenige prägen sich so nachdrücklich ein wie Hilde. Sie half mir auch, die psychische Konstitution zu entwickeln, mit denen ich Konflikte – etwa nach dem „Fall Biermann“ – am Rande der Exmatrikulation überstand. Am Ende des Jahres 2010, da mit „Babels Berg“ auch Gustav Horbels Weg zum Theater veröffentlicht ist, sage ich Hilde noch einmal von Herzen Dankeschön.

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Tanz mit der Wirklichkeit

Philosophiebuch des Jahres
Im blog.literaturwelt.de hatte ich schon darauf aufmerksam gemacht: Alva Noë hat zweifellos eines der wichtigsten Bücher zur modernen Philosophie geschrieben.
Am 3. Dezember hat SWR 2 in seiner „Buchkritk“ meine ausführliche Rezension zu „Du bist nicht Dein Gehirn“ ausgestrahlt.
Oliver Sacks hat nur einen Satz zu Noës radikaler Abrechnung mit dem objektivierenden Subjektivismus gesagt:
»Dieses Buch sollte jeder gelesen haben, der über das Denken nachdenkt.«
Er hat vollkommen Recht. Für mich war eine besondere Freude, Alva Noë zum Interview in Frankfurt am Main bei der berühmten Ballettcompagnie von William Forsythe zu treffen. „Das leibliche Gedächtnis – wie unser Körper sich erinnert“ ist eine Arbeit für den Hörfunk, die Erkenntnisse aus „Der menschliche Kosmos“ aufgreift und weiterführt: Kunst und Wissenschaft bewegen sich nach Jahrhunderten der mechanistischen Trennung wieder aufeinander zu.

Lebenskrise im Wochenbett



Wenn eine Mutter ihr Neugeborenes nicht lieben, nicht annehmen kann, ist das ein schwerer Konflikt. Er macht manche Frauen krank an Leib und Seele.
Gibt es Hilfe?
Stefanie Dittebrandt, Journalistin, hat den Mut gefunden, die Geschichte ihrer eigenen Ängste und Nöte in einem Hörfunkfeature in der Sendereihe SWR 2 „Leben“ zu thematisieren.
Die Autorin hatte selbst eine frühe Kindheit ohne Liebe erfahren. Aber einfache kausale Zusammenhänge erklären solche Krisen nicht, sie entlasten die Mutter auch nicht von Depressionen. Ärztliche Hilfe ist unentbehrlich.
Die Heilung beginnt eigentlich mit der wirklichen Interaktion zwischen Mutter und Kind, mit physischem Kontakt, mit Fürsorge und der Reaktion darauf – dazu braucht es viel Geduld und Unterstützung aus der Familie, nötigenfalls von Psychologen, bis zur Heilung. Leistungsdruck erweist sich als schweres Hindernis; er erhöht das Risiko von Depressionen.