Liebeserklärung für eine Musikerin

Aus einem Konzert der polnischen
Akademia Filmu i Telewizji

Wie gerne schrieb ich alle meine Träume
Und Wünsche in ein einziges Gedicht
Für Dich. Doch könnte ich es, fändest Du es nicht.
Zu eng, zu fern sind unserer beider Räume.

Was Liebe werden will, muss sich entgrenzen
Muss Universum sein, und sich verlieren
und aneinander klammernd seine Schwere spüren
Kernkraft und dunkle Energie und alle Divergenzen.

Dafür lässt uns Geschäftigkeit nicht einen Takt
Nanosekunden scharf gestellter Uhren
Wir rechnen Liebesaugenblicke aus wie Huren
Glück wird in Freizeitfolie eingepackt.

Doch spielst du – fremde Liebste – Sinfonien
Im Kreis beglückter, hingegebener Meister
Schau ich in Dein Gesicht, entfliehen
Die hässlichen, vom Alltagszwang beherrschten Geister.
Hör ich Dir zu, ist es wie mit Dir tanzen
Mein Leben wird erwünscht, erträumt zum Ganzen.

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Schiffbruch

William Turner "Der Schiffbruch"

William Turner „Der Schiffbruch“

Ist es wirklich schon soweit?
Muss ich schon die Segel streichen?
In den stillen Priel entweichen
Ferne jedem Sturm und Streit?
Ganz entfernt von Lust und Träumen
Fernweh, Rausch und Übermut
In gefühlsbefreiten Räumen
Ganz vergessen Schmerz und Wut?

Ja, mein Schiff ist leck geschlagen
Brüchig Falle, Reeps und Trossen
Alle Munition verschossen
Morsches Holz will nichts mehr tragen.
Muscheln bohrten sich in Spanten
Nur noch Tünche hält den Rest
Der Kommandobrücke fest
Ratten pfeifen von den Wanten:
„Zeit dass du von Bord verschwindest
Abwrackst diesen mürben Kahn
Du bist nur ein alter Mann
Zeit, dass du dich überwindest!
Sag dich los vom Abenteuer
Nimm die müde Hand vom Steuer!
Was dich trieb mit allen Sinnen
Nach dem Rot der Frauenlippen
Nach kokettem Füßewippen
Nach des Körpers schönster Zierde
Nach dem hingegebenen Fallen
In den Abgrund der Begierde
Da die Augen sich verschließen
Alle Fasern nur genießen
Englische Gesänge schallen
Kannst du längst nicht mehr gewinnen!“

Also pfeift die Rattenschar
Und es gellt mir in den Ohren
Alles ist – so scheint’s – verloren
Was Mission der Reisen war.

Bleibt mir nach der letzten Fahrt
Nur, mein Schiffchen abzufackeln
Und beschämt ins Grab zu wackeln?
Nein, das ist nicht meine Art.
Mit den Steinen unterm Fuß
Will ich noch ein wenig weilen
Mich beim Wandern nicht beeilen
Träumend bis zum letzten Kuss.